Nachdem auch in den letzten Ländern die Corona-Reisebeschränkungen aufgehoben sind, kommen die Urlauber ihrer Lust nach dem Reisen wieder nach und einer der führenden US-amerikanischen On-line-Reiseanbieter neben Reserving Holdings profitiert davon. Die Expedia Group hat den starken Umsatzeinbruch während der Corona-Pandemie hinter sich gelassen und die Umsätze des Konzerns sollen in diesem Geschäftsjahr sogar das Vor-Corona-Niveau übertreffen. Trotz eines erwarteten Rekordumsatzes liegt der Aktienkurs mehr als 50 Prozent unter dem Allzeithoch. Wir haben einen Blick auf die erst kürzlich veröffentlichten Quartalszahlen geworfen und geben dir unsere Einschätzung zur Expedia Aktie.
Das Geschäftsmodell der Expedia Group
Durch die Verbindung der Wörter Exploration (Erkundung) und Pace (Geschwindigkeit) entstand das Wort Expedia, welches mittlerweile zu einem Synonym für die Welt der On-line-Reisebuchungen geworden ist. Vor bereits über 25 Jahren konnten die Kunden über die Internetseite Expedia.com ihre ersten Reisen on-line buchen. Expedia gehörte damit zu einer der ersten Reiseanbieter die On-line-Reisebuchungen anboten.
Hinter der Gründung von Expedia stand Microsoft Expedia Journey Providers. Microsoft gliederte während der Dotcom-Blase im Jahr 1999 die Reisesparte aus und brachte diese an die Börse. Einige Jahre später wurde Expedia von Interactive Corp. (IAC) aufgekauft und mit anderen Beteiligungen von IAC, wie zum Beispiel inns.com, Egencia und tripadvisor zusammengelegt. Am 9. August 2005 brachte IAC alle akquirierten Reiseunternehmen unter Expedia Inc. an die Börse. In den folgenden Jahren wuchs Expedia sowohl organisch als auch durch viele Akquisitionen und wurde in den S&P 500 Index aufgenommen. Im Jahr 2018 erfolgte die Umbenennung in die heutige Expedia Group.
Zu der Expedia Group gehören mittlerweile über 20 verschiedene Marken. Zu den drei wesentlichen Kernmarken der Gruppe gehören Expedia, Lodges.com und Vrbo. Neben den drei Kernmarken gibt es noch weitere Marken wie zum Beispiel RBITZ, travelocity, hotwire, wotif, ebookers.com, lastminute.com.au, CarRentals.com, Expedia Cruises, Orbitz.com und noch viele andere. Dazu kommt noch eine Mehrheitsbeteiligung an der Resort-Suchmaschine trivago. Die Kunden können auf über 200 verschiedene Internetseiten auf die Angebote der Expedia Group zugreifen. Das beginnt bei der Anreise mit dem Flugzeug, der Übernachtung im Resort sowie einem Mietwagen oder einer Aktivität am Urlaubsort. Auch die Buchung einer Kreuzfahrt ist über Expedia Cruises möglich. Die Kunden können aus über 3 Millionen Übernachtungsmöglichkeiten in mehr als 70 Ländern auswählen. Für die Anreise stehen über 500 verschiedene Fluggesellschaften und für die Mobilität am Urlaubsort stehen tausende Mietwagenfirmen zur Auswahl.
Die Expedia Group besitzt selbst keine Flugzeuge, Lodges, Mietwagen oder Kreuzfahrtschiffe. Angeboten wird lediglich die On-line-Plattformen, um den Fluggesellschaften, Lodges, Mietwagenverleihern und Kreuzfahrtgesellschaften die Kunden zu vermitteln. Als Plattformbetreiber verdient die Expedia Group dabei als Händler (Service provider Mannequin), als Agentur (Company Mannequin) und durch Werbung (Promoting Mannequin) ihr Geld.
Als Händler erwirtschaftete die Expedia Group im Jahr 2022 etwa 62 Prozent der Umsätze. Der Hauptteil dieser Umsätze entfällt auf die Buchung von Übernachtungen. Bei diesem Geschäftsmodell erwirbt die Expedia Group bestimmte Kontingente eines Reiseanbieters, zum Beispiel eine bestimmte Anzahl von Hotelzimmern in einem definierten Zeitraum und verkauft diese dann weiter. Bucht der Kunde ein Hotelzimmer, so wird der Reisepreis direkt an die Expedia Group bezahlt. Die Gewinnspanne des Reisepreises behält die Expedia Group für sich und bezahlt bei Reiseantritt das Resort. Auf das Agentur-Geschäft entfielen im Jahr 2022 etwa 27 Prozent der Umsätze. Die Expedia Group erhält Kommissionen und Buchungsgebühren bei der Vermittlung von Reisen. Bei Flügen wird die Vermittlungsgebühr direkt bei der Buchung bezahlt, während bei Übernachtungen die Vermittlungsgebühr erst bei Reiseantritt vergütet wird. Der Kunde bezahlt den Reisepreis direkt an das Resort oder die Fluggesellschaft und Expedia erhält dann von diesen Unternehmen die Vermittlungsgebühr. Die Platzierung von Werbung auf den konzerneigenen Internetseiten trug im Jahr 2022 zu neun Prozent der Umsätze bei.
Im Gewinnfluss der Expedia Aktie ist der mit Abstand größte Kostenblock dem Bereich „Vertrieb, Advertising und Sonstiges“ zu zuordnen. Als Plattformbetreiber muss die Expedia Group die Kunden auf die konzerneigenen Internetseiten locken. Dabei fallen hohe Kosten für On-line- und Offline Werbung an. Allein im Geschäftsjahr 2022 betrugen die Ausgaben für Werbung insgesamt 3,9 Milliarden US-Greenback. Im Vergleich dazu betrug der Jahresumsatz im letzten Geschäftsjahr knapp 12 Milliarden US-Greenback. Somit floss ein Drittel des Umsatzes allein in Werbeaktivitäten, um die Kunden auf die Angebote von Expedia aufmerksam zu machen.
Deutlich profitabler ist es deshalb für Expedia, wenn der Kunde seine Suchanfrage direkt über die Apps von Expedia eingibt und dort die Reise bucht. Bis jetzt haben sich etwa 50 Millionen Kunden allein im Google Play Retailer die Expedia App heruntergeladen. Seit 2019 hat sich das Buchungsvolumen über eigene Apps etwa verdoppelt. Expedia profitiert bei Buchungen über die zum einen von niedrigeren Vertriebs- und Marketingkosten und zum anderen ist der Umsatz eines App-Nutzers im Jahr etwa doppelt so hoch wie bei einem Kunden, der nicht über die konzerneigenen Apps bucht.
Die Expedia Group gliedert ihre Geschäftsaktivitäten seit 2020 in die drei Segmente Retail, B2B und trivago. Das Section Retail trug im Jahr 2022 zu etwa 75 Prozent der Umsätze bei. Unter dieses Section fallen die Vermittlung von Reisedienstleistungen und die Werbeeinnahmen. Das Section B2B trug im Jahr 2022 zu etwa 22 Prozent des Gesamtumsatzes bei. In diesem Section bietet die Expedia Group Companion Options zum Beispiel White-Label-Lösungen für andere Unternehmen an. Hierbei können die Unternehmenskunden die Technologieplattform der Expedia Group unter ihrem eigenen Brand und Marke für ihr eigenes Geschäft nutzen. Das kleinste Section Trivago trug im Jahr 2022 zu etwa drei Prozent zum Umsatz bei. Die Resort-Suchmaschine Trivago generiert Werbeeinnahmen in erster Linie durch Vermittlungsgebühren von anderen On-line-Reiseunternehmen und Reisedienstleister.
Das Geschäftsmodell von der Expedia Group unterliegt starken saisonalen Schwankungen. In den vergangenen Jahren waren die Umsätze und Erträge im ersten Quartal am niedrigsten und im dritten Quartal am höchsten. Da die Hauptreisezeit für viele Urlauber im dritten Quartal liegt, macht sich das auch deutlich in den Umsätzen der Expedia Group bemerkbar.
In ihrem Heimatmarkt USA ist die Expedia Group der Marktführer für On-line-Reisebuchungen. Die Umsätze dort trugen im Jahr 2022 zu 68 Prozent des Gesamtumsatzes bei. Auf den Relaxation der Welt entfielen 32 Prozent der Umsätze, die allerdings seitens des Managements nicht detaillierter aufgeschlüsselt werden.
Warum gibt es zwei Expedia Aktien?
Am 31.12.2022 waren etwa 147,8 Millionen Stammaktien und 5,5 Millionen Class B Aktien der Expedia Group im Umlauf. Im Aktienfinder bekommst du die Stammaktien der Expedia Group angezeigt. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Aktien ist die Anzahl der Stimmrechte professional Aktie. Die Stammaktien haben ein Stimmrecht professional Aktie und die Class B Aktien haben 10 Stimmrechte professional Aktie. Alle Class B Aktien sowie etwa vier Prozent der Stammaktien befinden sich im Besitz von Barry Diller und der Diller Basis. Barry Diller leitete die Firma Interactive Corp. Diese Firma kaufte in den Jahren 2003 bis 2005 Expedia und weitere Touristikunternehmen und brachte die Unternehmensgruppe im Jahr 2005 unter dem Namen Expedia an die Börse. Mit beiden Aktienpositionen zusammen kommt Barry Diller auf etwa 27 Prozent der Stimmrechte.
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