Exklusiv
Es gehe „ziemlich viel ab“ zurzeit im deutschen Personal-Banking-Markt. So hat es Gerhard Wiesheu, Vorstandschef von Metzler, vor zwei Wochen bei der Bilanz-PK seines Instituts ausgedrückt. Namen wollte Wiesheu zwar keine nennen (mal abgesehen davon, dass Metzler selber einen kleineren Zukauf im Bereich „Pension Administration“ airplane) – gelesen wurde die Bemerkung allerdings in erster Linie als Hinweis auf das mindestens mal nach einem Investor, womöglich aber sogar nach einem Käufer fahndende Hamburger Traditionsinstitut M.M. Warburg. In Wirklichkeit indes: Wurde der viel fettere, zumindest aber viel akutere Deal in den letzten Wochen anderswo ausgehandelt. Nämlich nicht in Hamburg. Sondern in Frankfurt, unweit von Metzler, bei Hauck Aufhäuser Lampe (HAL).
Dazu muss man wissen, dass Hauck zuletzt immer wieder den Eindruck erweckt hatte, so etwas wie das neue Kraftzentrum im hiesigen Personal Banking zu sein. Richtig hieran ist, dass Erträge und Gewinn dank sprudelnder Zinseinnahmen in die Höhe schossen, die Belegschaft kräftig ausgebaut wurde. Eher zweifelhaft conflict dagegen die noch vor wenigen Tagen wieder mal lancierte Meldung, wonach Hauck selber den Markt „nach Zukäufen sondiert“. Stattdessen standen die Zeichen seit Monaten tendenziell auf Verkauf (siehe im letzten Herbst unseren großen Report –> Wie hätten Sie’s denn gern? Die Verkaufs-Pläne von Hauck Aufhäuser Lampe) – bis sich nach diversen Volten schließlich ein Käufer herauszuschälen begann. Und zwar: ABN Amro mit der deutschen Tochter Bethmann.
Schon vor einigen Wochen, so zumindest sagt es eine Quelle, hätten die Gespräche zwischen der ABN Amro und Fosun, additionally dem chinesischen Eigner von Hauck Aufhäuser Lampe, kurz vor dem Abschluss gestanden. Dann allerdings scheinen sich die Verhandlungen doch noch einmal verzögert zu haben – bis sich die Parteien in den letzten Tagen laut Recherchen von „Finanz-Szene“ und „Finance Ahead“ einer Einigung immer mehr annäherten. Nachdem sich die entsprechende Indizienlage im Laufe des gestrigen Montags zusehends verdichtet hatte, konfrontierten wir die involvierten Parteien um kurz nach 20 Uhr mit unserem Kenntnisstand. Zunächst wollte ABN Amro die Informationen noch nicht bestätigen. Tief in der Nacht, um Punkt 2 Uhr, kam dann aber die faktische „Adhoc“ (ausgeflaggt als „Pressemitteilung“): „ABN Amro baut mit Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe Geschäft in Deutschland aus.“
Die Particulars der Transaktion sehen wie folgt aus:
- ABN Amro übernimmt Hauck Aufhäuser Lampe nahezu komplett (genau in der Frage, was denn alles übernommen wird, dürfte übrigens ein Grund für die Verzögerungen in den letzten Wochen gewesen sein). Ausgenommen von dem Deal sind lediglich die luxemburgischen und irischen Asset-Servicing-Töchter, die im Besitz von Fosun bleiben und angeblich Synergien zum europäischen Versicherungs-Geschäft der Chinesen aufweisen.
- Die kombinierte Einheit wird im Wealth Administration über Belongings below Administration von insgesamt rund 70 Mrd. Euro verfügen – davon kommen etwa 44 Mrd. Euro von Bethmann, etwa 26 Mrd. Euro von Hauck Aufhäuser Lampe. Nach eigenen Angaben ist ABN Amro damit die „klare Nummer 3“ im deutschen Markt.
- Auch wenn sich Bethmann-CEO Hans Hanegraaf in der nächtlichen Mitteilung dahingehend zitieren lässt, dass man „gemeinsam mit Hauck Aufhäuser Lampe eindeutig weiter auf Wachstumskurs“ sei, scheint ein Kernmotiv des Offers in geplanten Kosteneinsparungen zu liegen. So erwartet ABN Amro innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren Kosten- und Ertragssynergien vor Steuern in Höhe von rund 60 Mio. Euro – nach Abzug von Einmal- und Integrationskosten. Zur Einordnung: Der Verwaltungsaufwand von Hauck Aufhäuser Lampe (bezogen rein auf die Financial institution) perception sich im vergangenen Jahr auf 246 Mio. Euro, Bethmann bezifferte seinen Verwaltungsaufwand im letzten veröffentlichten Geschäftsbericht (das conflict 2021, additionally vor der Herabstufung zur bloßen Niederlassung) auf 144 Mio. Euro. Addiert sind das knapp 400 Mio. Euro. Wenn man davon ausgeht, dass mit den „Kosten- und Ertragssynergien“ halt doch in erster Linie Kostensynergien gemeint sind, will ABN Amro additionally grob gerechnet bis zu 15% Kosten rausnehmen.
- Der Kaufpreis für 100% der Aktien wird mit 672 Mio. Euro angegeben – gemessen am bilanziellen Eigenkapital des HAL-Konzerns von zuletzt 708 Mio. Euro ist dies (wenn man die ausländischen Asset-Servicing-Töchter einfach mal außen vor lässt) das 0,95-Fache des Buchwerts. Zum Vergleich: Die börsengelisteten europäischen Banken notieren aktuell im Schnitt zum 0,7-Fachen des Buchwerts, die Deutsche Financial institution und die Commerzbank zum grob 0,4-Fachen.
- Der Abschluss der Transaktion ist – sofern die Aufsicht zustimmt – für das erste Quartal 2025 geplant. Bis dahin „agieren die ABN Amro Deutschland und Hauck Aufhäuser Lampe rechtlich und operativ weiterhin eigenständig“, wie es heißt.
Für Hauck Aufhäuser Lampe enden mit dem Deal einige sehr wilde Monate. So soll sich laut einem damaligen Bericht der „FAZ“ im letzten Sommer bereits der US-Investor J.C. Flowers das Frankfurter Traditionshaus näher angeschaut haben, im Herbst wurden nach Informationen von Finanz-Szene auch ein möglicher Verkauf an direkte Wettbewerber konkret sondiert. Darüber hinaus bemühte sich Hauck & Aufhäuser laut Insidern im vergangenen Jahr eine Zeitlang auch um einen möglichen Verkauf des „Asset Servicings“ (additionally des Verwahrstellen-Geschäfts), das mit rund 500 Leuten intestine ein Drittel aller HAL-Beschäftigten zählt. Interesse regte sich unseren Informationen zufolge ausgerechnet bei alten Bekannten – nämlich beim ebenfalls in Frankfurt angesiedelten Fondsplattform-Betreiber Common Funding.
ABN Amro wiederum unterstreicht mit der Übernahme ein erstaunlich langlebiges Interesse am hiesigen Wealth Administration. Zur Erinnerung:
- 2004 hatten die Niederländer hierzulande das Bankhaus Delbrück mit dem Bankhaus Bethmann–Maffei verschmolzen (wodurch unter dem ABN-Amro-Dach die Bethmann Financial institution entstand)
- 2013 erwarb ABN Amro das in Deutschland gebuchte Personal-Banking-Geschäft der Credit score Suisse und gliederte es bei Bethmann ein
- Und nun additionally, 2024, die Ankündigung der Übernahme von Hauck Aufhäuser Lampe. Wenn man so will, additionally grob alle zehn Jahre ein großer Deal
Möglicherweise in Vorbereitung auf die jetzige Transaktion, hatte die ABN Amro laut den Finanz-Szene-Recherchen kürzlich bereits bilanziell klar Schiff gemacht in Deutschland. So nahmen die Niederländer im Zusammenhang mit ihrer hiesigen Personal-Banking-Einheit sogenannte Goodwill-Abschreibungen in Höhe von 63 Mio. Euro vor. In der Folge wies das Frankfurter Traditionsinstitut (genauer: die deutsche Einheit von ABN Amro) für 2023 einen Verlust vor Steuern von 50 Mio. Euro aus. Die Abschreibungen hingen laut Geschäftsbericht unmittelbar mit den besagten Offers aus 2004 und 2013 zusammen.
Rechnet man die Abschreibungen von 63 Mio. Euro gegen den Verlust von 50 Mio. Euro, ergibt sich operativ fürs abgelaufene Geschäftsjahr ein Gewinn von 13 Mio. Euro – was angesichts der Zinswende (von der andere hiesige Personal-Banking-Spezialisten wie Hauck Aufhäuser Lampe oder Berenberg massiv profitierten) eher dünn anmutet. Eine Sprecherin der Bethmann Financial institution erklärte dazu kürzlich auf Anfrage, das im Geschäftsbericht ausgewiesene Ergebnis stelle den tatsächlichen Beitrag der deutschen Einheit nicht akkurat dar. So würden etwa Erträge im Company Banking in Deutschland generiert, aber in den Niederlanden verbucht. Das addierte Ergebnis der Segmente Wealth Administration, Company Banking und Private & Enterprise Banking in Deutschland habe nach Verrechnung der Abschreibungen bei 43 Mio. Euro gelegen.
Wie hätten Sie’s denn gern? Die Verkaufs-Pläne von Hauck Aufhäuser Lampe