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Die Commerzbank hat für das zweite Quartal solide Zahlen im Rahmen der Erwartungen vorgelegt. Unter dem Strich verdiente die zweitgrößte deutsche Privatbank exakt 538 Mio. Euro – quick auf die Million das, was Analysten im Schnitt prognostiziert hatten (539 Mio. Euro). Trotzdem verlor die Aktie bis zum regulären Börsenschluss quick 9% auf nur noch 12,01 Euro und hat auf Sicht von intestine zwei Wochen nunmehr nahezu ein Viertel an Wert eingebüßt. Zu Recht?
Ein Grund dürfte sein sein, dass sich die Commerzbank im zweiten Quartal erstmals in größerem Umfang ihrer sogenannten „Prime Stage Changes“ bedient hat – sprich, es wurden ergebniswirksam 87 Mio. Euro aufgelöst, entsprechend sanken die „Prime Stage Changes“ auf nur noch 336 Mio. Euro. Bei dieser Place handelt es sich um 2020 gebildete Vorsorgen für Corona-Effekte, die allerdings nicht schlagend wurden und seitdem wie eine Reserve im Risikoergebnis mitgeschleift werden. Binnen eines Quartals hat die Commerzbank nunmehr so viele TLA-Reserven aufgelöst wie zuvor in drei Jahren.
Inklusive besagter Auflösung perception sich das Risikoergebnis auf minus 199 Mio. Euro, das sind 24% mehr als von Analysten erwartet und eine Vereineinhalbfachung gegenüber dem Startquartal. Die Commerzbank sprach von „Einzelfällen“ und einem Effekt von minus 110 Mio. Euro aus „Methodik-Updates“ bei der Risikoberechnung. Die aufgrund der jüngsten Verwerfungen am Kapitalmarkt mit Spannung erwartete Prognose der Risikokosten für das Gesamtjahr ließ die Commerzbank unverändert (800 Mio. Euro, wovon per Ende Juni aber erst 274 Mio. Euro verbraucht sind). Dabei behält sich der Vorstand vor, sich der noch verbliebenen „Prime Stage Changes“ zu bedienen, additionally den Gewinn trotz Risikokosten zu stützen.
Bei den übrigen Kennziffern zeigt sich das vertraute Bild der jüngeren Vergangenheit: Der Zinsüberschuss (minus 2% zum Vorquartal auf 2.075 Mio. Euro) beginnt allmählich zu bröckeln, was durch die übrigen Ertragsbestandteile trotz hoher Kostendisziplin nicht ganz ausgeglichen werden kann. Insbesondere beim „sonstigen Ergebnis“ (wo Quartal für Quartal die Belastungen aus den Franken-Krediten der polnischen mBank eingebucht werden) ist noch keine nachhaltige Entspannung in Sicht. Hier fiel hier ein Minus von 319 Mio. Euro an, erneut 12% mehr als im Vorjahresquartal.
Der Provisionsüberschuss stieg im Rahmen der Erwartungen um 5% zum Vorquartal auf 878 Mio. Euro. Um allerdings hier das für das Gesamtjahr prognostizierte Plus von 4% zum Vorjahr zu schaffen, benötigt die Financial institution noch ein starkes zweites Halbjahr. Denn: Verglichen mit dem Q1 sank der Provisionsüberschuss von April bis Juni wieder leicht (trotz weitgehend sehr starker Aktienmärkte). Der Vorstand sieht sich hier allerdings „auf Kurs“, wie es am Morgen hieß.
Bei den Segmenten setzte der Firmenkundenbereich seine Erfolgsserie fort. Hier lag der operative Gewinn mit 551 Mio. Euro leicht über den Erwartungen – wiewohl zins- und risikobedingt ein Fünftel unterhalb des Startquartals (660 Mio. Euro). Im Privatkundengeschäft wurde mit 311 Mio. Euro ebenfalls deutlich weniger verdient (–26%) als von Januar bis März.
Beim Ausblick auf das Gesamtjahr bliebt die Commerzbank konservativ und nimmt keiner grundlegenden Änderungen vor – demnach soll das Konzernergebnis weiterhin „über dem Vorjahr“ (additionally oberhalb von 2,2 Mrd. Euro liegen). Auch der Ausblick für den Zinsüberschuss bleibt mit 8,1 Mrd. Euro unverändert, obwohl die Analysten hier mit 100 Mio. Euro mehr kalkulieren. Allerdings billigt die Commerzbank der Zinsüberschuss-Prognose nun „Aufwärtspotenzial für das Gesamtjahr“ zu. Die eigene Prognose unterliegt jedoch der Erwartung, dass sich die EZB-Zinsen bei im Schnitt 3,8% für das Gesamtjahr bewegen werden – zuletzt ist die Wahrscheinlichkeit rascher und kräftiger Zinssenkungen im zweiten Halbjahr deutlich gestiegen. Die Commerzbank gibt die Sensitivität des Zinsergebnisses mit 45 Mio. Euro je 10 Basispunkte Abweichung von der 3,8-Prozent-Grundannahme für 2024 aus (je niedriger der Durchschnitts-Leitzins, desto schlechter und umgekehrt).
Anders als die Deutsche Financial institution kündigte die Commerzbank ein weiteres Aktienrückkauf-Programm an. Hiervon sei eine erste Tranche über 600 Mio. Euro bereits bei der EZB und bei der Finanzagentur beantragt worden, eine zweite Tranche soll dann auf Foundation des Q3-Ergebnisses geplant werden. Man darf in alldem ein Zeichen der Stärke sehen, auch angesichts der weiterhin guten Eigenkapitalausstattung (14,8% der CET1).
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Die Zahlen in der Übersicht:
in Mio. Euro | Erw. Q2/24 | Ist Q2/24 | vs. Vorjahr | vs. Vorquartal | vs. Erwartung |
Erträge gesamt | 2.600 | 2.668 | + 2% | – 3% | + 3% |
davon Zins-Überschuss | 2.075 | 2.078 | – 2% | – 2% | 0 |
davon Provisions-Überschuss | 878 | 879 | + 5% | – 4% | 0 |
davon Bewertungs-Ergebnis | -32 | -4 | + 76% | – | – 88% |
davon sonstiges Ergebnis | -319 | -284 | + 12% | – | – 11% |
Risiko-Ergebnis | -161 | -199 | – 4% | + 161% | + 24% |
Kosten | 1.584 | 1.599 | + 4% | 0% | + 1% |
Operativer Gewinn | 857 | 870 | – 2% | – 20% | + 2% |
Gewinn vor Steuern | 855 | 869 | – 2% | + 11% | + 2% |
Steuern | 299 | 289 | -15 % | – 10% | – 3% |
Minderheiten | -17 | 42 | – | + 200% | – 347% |
Nettogewinn | 539 | 538 | -5 % | – 28% | 0 |
weitere Kennziffern:
in Mio. Euro | Q2/2023 | Q1/2024 | Q2/2024 | zum Vorjahr | zum Vorquartal |
op. Gewinn Privat- und Geschäfts-Kunden | 299 | 423 | 311 | + 4% | – 26% |
op. Gewinn Firmen-Kunden | 450 | 660 | 551 | + 22% | – 17% |
op. Gewinn mBank | -14 | 82 | 147 | – | + 79% |
Sonstige/Konsolidierung | 153 | -81 | -1 | – 101% | – 98% |
Kernkapital-Quote CET1 (%) | 14,4% | 14,9% | 14,8% | + 0,4 Ppt. | – 0,1 Ppt. |
Eigenkapital-Rendite (%) | 7,9% | 10,5% | 7,3% | – 0,6 Ppt. | – 2,2 Ppt. |