Dwell-Weblog
Die Zinswende und Wegfall der Restrukturierungs-Aufwendungen haben der Commerzbank zu einem massiven Gewinnschub verholfen: Laut heute Früh vorgelegten Zahlen konnte das Institut seinen Nettogewinn im abgelaufenen Jahr auf 1,435 Mrd. Euro mehr als verdreifachen – der höchste Gewinn seit 2007. Beim bereits vorab publizierten Gewinn vor Steuern liegen die Frankfurter zwar mit 2,005 Mrd. Euro leicht unter den Erwartungen der Analysten (-3%). Dafür haben sie beim Nettogewinn die Prognosen allerdings leicht geschlagen, da die Steuerbelastungen niedriger ausfielen als erwartet.
Der Zinsüberschuss erhöhte sich im Schlussquartal um 51% (!) auf exakt 1,3 Mrd. Euro – und zog dadurch auch im Gesamtjahr um 33% an. Die Restrukturierungs-Kosten beschränkten sich diesmal auf 77 Mio. Euro, nachdem im Vorjahr noch 1,1 Mrd. Euro angefallen waren (zur Erinnerung: CEO Manfred Knof hatte ja quick alle Grausamkeiten in sein Antrittsjahr 2021 gepackt). Trotz der wieder deutlich steigenden Erträge und des Wegfalls von Einmalkosten blieb die Commerzbank diszipliniert bei den Kosten. Diese lagen im Schlussquartal mit 5,844 Mrd. Euro um 6% unter der Vorjahresperiode.
Bei der für die Ausschüttungsfähigkeit wichtigen Kernkapitalquote landete die Commerzbank mit 14,1% etwas über den Erwartungen der Analysten (13,9%). Das dürften ein gutes Argument sein, um – wie am Vortag angekündigt – neben der Zahlung einer Dividende von 20 Cent je Aktie auch ein Aktienrückkauf-Programm starten zu dürfen. Diesem müssen die Aufseher zustimmen. Die Dividende von 20 Cent liegt zwar minimal unter den Erwartungen von 23 Cent, allerdings dürfte dies den meisten Investoren quick einerlei sein – ist es doch überhaupt erst die dritte Dividende seit der Finanzkrise.
Mit dem Zahlenwerk legte die Commerzbank auch ihren ersten Ausblick für 2023 vor. Demnach rechnet die Financial institution in diesem Jahr mit einem weiteren deutlichen Anstieg des Zinsüberschusses, einem stabilen Provisionsergebnis, sinkenden Kosten und daher auch einem Anstieg des Konzernergebnisses. Gleichwohl mutet die Prognose quick konservativ an, schließlich hatten Analysten zuletzt bereits einen Anstieg des Konzernergebnisses um rund ein Drittel auf über 1,8 Mrd. Euro prognostiziert.
Das Risikoergebnis erwartet die Financial institution in diesem Jahr bei minus 900 Mio. Euro. Hierbei soll auch die vor zwei Jahren geschaffenen und bislang noch ungenutzte pauschale Risikovorsorge über 500 Mio. Euro angezapft werden. Wie üblich steht diese Prognose aber unter dem Vorbehalt, dass es zu keiner schweren Rezession kommt und nicht noch weitere Belastungen bei der mBank in Polen anfallen.
Die Jahreszahlen im Element:
in Mio. Euro | 2021 | Erwartung 2022 | Ist 2022 | vs. Vorjahr | vs. Erwartung |
Erträge gesamt | 8.450 | 9.529 | 9.461 | + 12% | – 1% |
davon Zinsüberschuss | 4.849 | 6.214 | 6.451 | + 33% | + 4% |
davon Provisions-Überschuss | 3.607 | 3.544 | 3.519 | – 2% | – 1% |
davon Bewertungs-Ergebnis | 980 | 591 | 451 | – 54% | – 24% |
davon sonstiges Ergebnis | -985 | -820 | -967 | – 2% | + 18% |
Risikoergebnis | -570 | -909 | -876 | + 54% | – 4% |
Kosten | 6.230 | 5.817 | 5.844 | – 6% | 0 |
Pflichtabgaben | 467 | 653 | 642 | + 37% | – 2% |
Operativer Gewinn | 1.183 | 2.146 | 2.099 | + 77% | – 2% |
Aufwendungen für Restrukturierung | 1.078 | 77 | 94 | – 91% | + 22% |
Gewinn vor Steuern | 105 | 2.070 | 2.005 | + 1810% | – 3% |
Steuern | -284 | 768 | 612 | – 315% | – 20% |
Minderheiten | -77 | 57 | -42 | – 45 | -174 |
Nettogewinn | 430 | 1.359 | 1.435 | + 234% | + 6% |
Dividende | 0 | 0,25 | 0,2 | – | -20 |
Weitere Kennziffern:
2021 | Erwartung 2022 | Ist 2022 | vs. Vorjahr | vs. Erwartung | |
Privat- und Geschäftskunden | 760 | 1.142 | 1.090 | 43% | -5% |
Firmenkunden | 656 | 1.053 | 1.066 | 63% | 1% |
Kernkapital-Quote CET1 | 13,6% | 13,9% | 14,1% | + 0,5 Ppte. | + 0,2 Ppte. |
Eigenkapital-Rendite | 1,0% | 5,5% | 4,9% | + 3,9 Ppte. | – 0,6 Ppte. |
Value-Earnings-Ratio | 79,3 | – | 68,6 | – 10,7 Ppte. |
Rechtehinweis
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. by way of Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!