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Die Commerzbank untermauert mit starken Quartalszahlen das momentane 10-Jahres-Hoch ihrer Aktie. Von Januar bis März erwirtschafteten die Frankfurter einen Gewinn vor Steuern von 1.083 Mio. Euro – doppelt so viel wie im This fall/23 und exakt 7% mehr als von Analysten erwartet.
Die Gewinnüberraschung wäre sogar noch deutlicher ausgefallen, hätte nicht eine erneute, im Analystenkonsens noch nicht vollständig erfasste Belastung von 318 Mio. Euro für Rechtsrisiken aus Fremdwährungskrediten bei der polnischen mBank das Ergebnis belastet. Unter dem Strich verblieb ein Nettogewinn von 747 Mio. Euro, was 15% über den Erwartungen liegt und einer Eigenkapitalrendite von 10,5% entspricht. Das ist nicht mehr weit entfernt vom selbst gesetzten Langfristziel von mehr als 11% im Jahr 2027.
Dabei verteidigte die Commerzbank zum einen ihren Zinsüberschuss (dieser lag mit 2.126 Mio. Euro auf die Million genau auf dem Wert des unmittelbaren Vorquartals) – wobei die Einlagen um 9 Mrd. Euro auf 261 Mrd. Euro zulegten, additionally Volumeneffekte zu verbuchen waren. Und zum anderen: Fuhr die zweitgrößte deutsche Privatbank nach zwei Jahren der Stagnation den Provisionsüberschuss auf 924 Mio. Euro hoch, verglichen mit dem This fall/23 ein sattes Plus von 15%.
Was die Segmente angeht: Sowohl die Privat- und Geschäftskundensparte (Vorsteuergewinn: 423 Mio. Euro, 5% über den Erwartungen) als auch die Firmenkundensparte (661 Mio. Euro, 15% über dem Analysten-Konsens) überzeugten. Auffällig dabei ist, dass insbesondere im (deutschen) Privatkundengeschäft das Wertpapiergeschäft flankierend zu den Rekordhochs an den Börsen anzog. Hier stieg der Provisionsüberschuss zum Vorquartal um 13% auf 338 Mio. Euro.
Weil sich die übrigen KPIs (die Kosten lagen recht genau in Höhe der Erwartungen, die zusätzliche Risikovorsorge fiel mit nur 76 Mio. Euro sogar etwas niedriger aus als erwartet) unauffällig entwickelten, läge eigentlich eine Erhöhung der Jahresprognose nahe. Hintergrund: Die Commerzbank strebt nach eigener Aussage ein „Konzernergebnis über dem Vorjahr“ – was sogar schon vor der Präsentation der Q1-Zahlen eher konservativ anmutete. Tatsächlich aber rang sich der Vorstand am Morgen lediglich zu einer Bestätigung des generellen Ausblicks durch und schob lediglich die Prognose für den Zinsüberschuss von 7,9 Mrd. auf nunmehr 8,1 Mrd. Euro nach oben. Ein denkbares Motiv dahinter: Möglicherweise werden nochmals hohe Belastungen aus den Rechtsrisiken der mBank anfallen (und möglicherweise kann die Commerzbank die Höhe weiterhin nicht abschätzen).
Einer der wenigen kritischen Punkte im Zahlenwerk ist die schwache Kreditnachfrage – sowohl von Unternehmen als auch von Privatkunden. Das Bestandsvolumen pendelt bereits seit über einem Jahr bei rund 220 Mrd. Euro, weder im Section „Mittelstand“ (59 Mrd. Euro) noch in der privaten Baufinanzierung (95 Mrd. Euro) bewegten sich battle. Entsprechend wird der für das Ergebnis wichtige Zinsüberschuss vor allem vom Umgang mit dem wachsenden Einlagenbestand getrieben, nicht von der Kreditnachfrage. Die Strategie, über die Einlagen Geld zu verdienen, ist indes endlich, denn ab Juni dürften die Leitzinsen zu sinken beginnen.
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Die Kennziffern im Überblick:
in Mio. Euro | This fall/2023 | Erwartung Q1/2024 | Ist Q1/2024 | vs. Vorquartal | vs. Erwartung |
Erträge gesamt | 2.409 | 2.738 | 2.747 | + 14% | 0 |
davon Zins-Überschuss | 2.126 | 2.096 | 2.126 | 0 | + 1% |
davon Provisions-Überschuss | 798 | 924 | 920 | + 15% | 0 |
davon Bewertungs-Ergebnis | -202 | -62 | -53 | – 74% | – 15% |
davon sonstiges Ergebnis | -313 | -221 | -246 | – 21% | + 11% |
Risikoergebnis | -252 | -108 | -76 | – 70% | – 30% |
Kosten | 1.557 | 1.497 | 1.496 | – 4% | 0 |
Pflichtabgaben | 59 | 125 | 91 | + 54% | – 27% |
Gewinn vor Steuern | 537 | 1008 | 1083 | + 102% | + 7% |
Steuern | 166 | 333 | 322 | 94 | – 3% |
Minderheiten | -24 | -22 | 14 | – 158% | – 164% |
Nettogewinn | 395 | 652 | 747 | + 89% | + 15% |
Segmente (operativer Gewinn) | |||||
Privat- und Geschäftskunden | -39 | 403 | 423 | – | + 5% |
Firmenkunden | 506 | 576 | 661 | + 31% | + 15% |
Sonstige Kennziffern | |||||
Kernkapital-Quote CET1 | 14,7% | 14,6% | 14,9% | + 0,2 Ppte. | + 0,3 Ppte. |
Eigenkapital-Rendite | 5,2% | 9,2% | 10,5% | + 5,3 Ppte. | + 1,3 Ppte. |