Die Europäische Zentralbank ist in einem Dilemma. Ihr oberster Auftrag ist es, die Inflation bei 2 Prozent zu halten. Die EZB sieht dafür nur ein Mittel: Die Anhebung der Zinssätze, zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB entweder Geld leihen oder es dort kurzfristig veranlagen können. Die EZB misst die Inflation über Preiserhöhungen. In der klassischen Geldmengentheorie, nach der sich die EZB richtet, ist Inflation ein monetäres Phänomen, bei dem schlicht zu viele Geldeinheiten im Vergleich zur Anzahl an Waren und Dienstleistungen vorhanden sind. Durch höhere Zinsen wird dieses „Zuviel“ an Geldeinheiten aus der Wirtschaft abgezogen und dadurch die Inflation gesenkt. So die Theorie.
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Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Preise sind spürbar gestiegen. Häuser, Grundstücke, Mieten, Diesel und Benzin, Gasoline und Strom, ja selbst Milch und Butter sind teuer geworden. Dies jedoch nicht, weil die Menschen dank üppiger Gehaltserhöhungen, saftigem Rentenanstieg, reichlich Kapitalerträgen und höheren Transferleistungen mehr Geld zur Verfügung hätten, um es auszugeben. Im Gegenteil fühlen die meisten Menschen und Unternehmen, dass sie actual gesehen weniger Geldeinheiten für ihre Ausgaben auf dem Konto haben. Sparer beklagen, dass sie bei einer Inflation von 6 Prozent auf ihre Sparkonten keine oder nur Zinsen bis maximal 2 Prozent bekommen.