Exklusiv
Eines der ambitioniertesten IT-Projekte der deutschen Banken-Geschichte ist endgültig gescheitert: Wie Finanz-Szene am Freitag von Insidern erfahren hat, beenden die Spardas Hessen, West, Augsburg, Nürnberg, Ostbayern, München und Baden-Württemberg ihr Core-Banking-Projekt mit dem französischen Technologiekonzern Sopra Steria – und wechseln stattdessen zur genossenschaftlichen Atruvia. In diesen Stunden werden zunächst die Mitarbeiter der Sparda-Banken informiert, eine offizielle Mitteilung soll im Verlauf des Tages folgen.
Hintergrund: Eigentlich wollten die sieben Sparda-Banken gemeinsam mit Sopra Steria ein völlig neues Kernbanken-System entwickeln. Die Idee conflict es, auf diese Weise mittelfristig auch weitere deutsche Geldinstitute als Kunden zu gewinnen. Dazu wurde 2019 der IT-Dienstleister der gesamten Sparda-Gruppe, nämlich die „Sparda Datenverarbeitung eG“ (SDV-IT) in ein Joint-Enterprise mit Sopra Steria eingebracht. Der Title des Gemeinschafts-Unternehmens: Sopra Monetary Expertise. Hieran hielten die Franzosen 51% der Anteile, die sieben Sparda-Banken (die zusammen auf 2,1 Mio. Endkunden kommen) teilten sich die restlichen 49%.
In dem Joint-Enterprise ballten sich aber bald die Probleme: Projekte verzögerten sich, Programme wurden gestoppt, erste Sparda-Banken sondierten schon vor Monaten einen Ausstieg. „Kernbanken-Projekt der Sparda-Banken mit Sopra Steria vor dem Aus“, schrieb Finanz-Szene bereits Anfang März – und wir berichteten auch, dass der Umzug zur Atruvia die logische Folge sei. Von da an ging offenbar alles ganz schnell.
Die vier Sparda-Banken aus Hamburg, Berlin, Hannover und Südwest waren bereits 2018 (Berlin) bzw. 2019 zur Atruvia gewechselt. Nach Finanz-Szene-Informationen soll sich die Migration der sieben übrigen Spardas über mindestens drei Jahre hinziehen. Von 2026 an, so das Ziel, sollen dann sämtliche Sparda-Banken von der Atruvia betreut werden.
Die finanziellen Dimensionen des Scheiterns sind offen – ebenso, was mit der Fintech-Ausgründung Comeco geschehen soll (bekannt durch die TEO-App). Laut dem Sopra-Steria-Geschäftsbericht türmen sich die bereits geleisteten, aber noch nicht in Rechnung gestellten Leistungen von Sopra Monetary Expertise bei den Sparda-Banken auf inzwischen 41 Mio. Euro.
Fest steht: Nicht nur das Ende des Projekts, sondern auch die Migration zur Atruvia dürfte kostspielig für alle Beteiligten werden.